Reglement des DPV
PÉTANQUE VON GRUND AUF – tolle Einsteiger-Videos
Verschiedene Pétanque-Turnierformen
Schweizer System
Das Schweizer System ist eine Turnierform, die speziell für das Schachspiel entwickelt wurde. Das System ist jedoch prinzipiell immer dann anwendbar, wenn zwei Personen oder zwei Mannschaften aufeinandertreffen sollen und es als Ergebnis dieses Aufeinandertreffens einen Sieger und einen Verlierer oder ein Unentschieden gibt.
Die Anwendung ist besonders dann sinnvoll, wenn es aufgrund der großen Teilnehmeranzahl schon allein aus Zeitgründen nicht möglich ist, dass jeder gegen jeden (bzw. jedes Team gegen jedes andere Team) antritt (wie es bei einem Rundenturnier der Fall wäre). Ziel des Systems ist es, in jeder Runde nach Möglichkeit Spieler (oder Teams) gegeneinander antreten zu lassen, die im bisherigen Turnierverlauf vergleichbare Ergebnisse (gleich viele Punkte) erzielt haben, wobei jedoch ausgeschlossen wird, dass zwei Spieler bzw. Teams zweimal aufeinandertreffen. Die Gegner und Reihenfolgen des Aufeinandertreffens ergeben sich also erst während des Turnieres aus dessen Verlauf. Auf diesem Wege ist die Aussagekraft für die Rangliste einzelner Partien deutlich größer, als wenn Partien zufällig gelost würden. Beim Schweizer System ist ein wiederholtes Aufeinandertreffen der gleichen Teilnehmer ausgeschlossen.
Das ähnliche Dänische System unterscheidet sich vom Schweizer System dadurch, dass dieselben Paarungen mehrfach auftreten können: Es spielt also in jeder Runde der erste gegen den zweiten, der dritte gegen den vierten usw.
Bei der Präzisions-Sportart Pétanque wird das Schweizer System in unterschiedlichen Variationen angewandt. Es gibt Turniere, Meisterschaften und Qualifikationswettkämpfe in denen das Schweizer System solange gespielt wird, bis nur noch ein Team ohne Niederlage ist. Andere Turniere werden über eine vorher festgelegte Anzahl von Runden gespielt.
In der ersten Runde wird in der Regel frei gelost. Auch hier spielen in den nächsten Runden entweder die Mannschaften gegeneinander, die in einer nach jeder Runde aktualisierten Rangliste hintereinander liegen oder es wird in den Gruppen mit gleicher Anzahl von Siegen gelost. Hat eine Gruppe mit gleichem Ergebnis eine ungerade Anzahl Teams, wird ein Team aus der Gruppe mit der nächst niedrigeren Anzahl von Siegen hochgelost.
Dadurch kann es passieren, dass in der vorletzten Runde drei Mannschaften ohne Niederlage sind. Wird bis zu dem Zeitpunkt gespielt, an dem nur ein Team ohne Niederlage ist, ist das Turnier plötzlich zu Ende, wenn das hochgeloste Team gewinnt.
Es gibt auch Turniere, Meisterschaften und Qualifikationswettkämpfe in der zunächst einige Runden Schweizer System gespielt wird und danach in einem anderen System weitergespielt wird. Im Prinzip wird Pétanque-Turniere nach dem Nunkirchener und Maastrichter System eine bestimmte Anzahl von Runden gespielt, danach wird das Turnier in mehrere Sub-Turniere aufgeteilt. In diesen Sub-Turnieren spielen dann Teams mit gleicher oder ähnlicher Anzahl von Siegen gegeneinander. Der Vorteil, den viele Pétanque-Spieler beim reinen Schweizer System sehen, ist, dass alle Mannschaften bis zum Ende des Turniers spielen. Andere Spieler sehen dies als Nachteil an, da sie auch
weiterspielen müssen, wenn sie keine Chance mehr auf eine gute Platzierung haben.
Ein vorzeitiger Ausstieg verfälscht vor allem die Buchholz-Wertung. Dieser Zwang zum Weiterspielen kann dazu führen, dass Spiele abgeschenkt werden.
Ab 2008 trägt die Fédération Internationale de Pétanque et Jeu Provençal (FIPJP) die Vorrunde der Pétanque-Weltmeisterschaft im Schweizer System mit Buchholz- und Feinbuchholzpunkten (6 Runden) aus.
Begriffserklärung:
Die Buchholz-Wertung (BH)– erfunden 1932 von dem Magdeburger Bruno Buchholz – ähnelt der Wertung nach Sonneborn-Berger und wird bei Turnieren nach dem Schweizer System angewandt. Die Buchholz-Zahl errechnet sich durch Addition der Punkte aller Gegner, gegen die gespielt wurde – unabhängig vom Ergebnis der Spiele.
Der Spieler mit der höheren Buchholz-Zahl ist besser platziert als der punktegleiche Spieler mit der niedrigeren, weil er ja in diesem Turnier gegen stärkere Gegner gespielt hat.
Bringt auch diese Wertung keine Entscheidung, kann eine Verfeinerte Buchholz-Wertung durch Addition der Buchholz-Punkte aller Spieler, gegen die gespielt wurde, ermittelt werden. Weil diese Verfeinerte Buchholzzahl auf dieselbe Datenbasis wie die Buchholzzahl rekuriert, gleichen sich die Ergebnisse beider Wertungen unbefriedigend stark an, so dass man inzwischen zumeist als zweite Wertung die Sonneborn-Berger-Wertung heranzieht, die ursprünglich nur in Rundenturnieren eingesetzt wurde.
Poule System
Poule ist ein französischer Ausdruck für Gruppe und wird in verschiedenen Sportarten benutzt.
Im Pétanque wird zum Beispiel auf Deutschen Meisterschaften und in der Finale-Runde des CEP-EuroCup, aber auch bei anderen Veranstaltungen in der ersten Runde ein Vierer-Poule nach folgenden Regeln gespielt. Auch bei Pétanque-Weltmeisterschaften wurden bis 2007 Zwischenrunden in Poules ausgetragen.
Es spielen „A“ gegen „B“ und „C“ gegen „D“. Anschließend spielen die Sieger gegen die Sieger und die Verlierer gegen die Verlierer der ersten Partie. Die Mannschaft, die jetzt 2 Spiele gewonnen hat, ist die Erste des Poules und die Mannschaft, die 2 Spiele verloren hat, scheidet aus. Die beiden Mannschaften, die jeweils ein Spiel gewonnen haben, spielen ein Entscheidungsspiel („Barrage“).
Der Sieger der „Barrage“ ist der Zweitplatzierte des Poules und der Verlierer scheidet ebenfalls aus. Ist die Teilnehmerzahl des Turniers nicht durch 4 teilbar, werden eine oder mehrere Dreiergruppen gebildet. Eine der drei Mannschaften erhält ein Freilos in der ersten Runde und trifft auf den Sieger der ersten Runde. Der Verlierer des anderen Spiels ist automatisch in der Barrage.
Der Vorteil von Poules ist, dass man mit einer Niederlage noch im Hauptturnier bleibt. Der Nachteil ist, dass eine Mannschaft die weder ein Barrage noch eine Cadrage spielen muss, lange Pausen hat.
Begriffserklärungen:
• Barrage = Als Barrage (pl. Barrages) werden in verschiedenen Sportarten Entscheidungsspiele bzw. -rennen bezeichnet. In Abgrenzung zu anderen Bedeutungen dieses Wortes wie Talsperre, Stausee oder Sperrfeuer müsste es exakter eigentlich Match deBarrage oder Barrage-Spiel heißen.
• Cadrage = ist eine Zwischenrunde um eine Teilnehmeranzahl zu erhalten, die einer 2er-Potenz (2, 4, 8, 16, 32 usw.) entspricht. Die Anzahl der Mannschaften, die in die Cadrage müssen berechnet sich wie folgt:
• ( (TT) – (nnP) ) * 2
• TT= Turnier Teilnehmer nnP = nächstniedrige Potenz
• Beispiel: (TT=20) – (nnP=16) = 4; 4×2= 8.
• Auch in einem Turnier, in dem zunächst Poule gespielt, wird nach dem oder den Poule(s) eine Cadrage gespielt, wenn es notwendig ist.
Maastrichter System
Beim Maastrichter System sind vier Spiele garantiert. Die Vorrunde wird nach einem einfachen Schweizer System ohne Buchholzpunkte gespielt. Danach wird das Turnier in Subturniere aufgeteilt. Dies sind in der Regel 4 Turniere (A/B/C/D). Bei kleineren Teilnehmerzahlen werden manchmal auch nur zwei Turniere gespielt.
Der Nachteil ist, dass (bei 4 Subturnieren) das B- und C-Turnier deutlich größer ist als das A- und C-Turnier. Im D-Turnier mitunter genügt ein Sieg für den 3. Platz.
Freilos
Ein Freilos gewährt einem Sportler oder einer Sportmannschaft den Einzug in die nächste Runde, ohne das dazu eigentlich notwendige Spiel angetreten zu haben.
Freilose werden bei einem Turnier nach KO-System benötigt, wenn die Zahl der Teilnehmer keine Zweierpotenz ist. Die Spieler oder die Mannschaften, die ein Freilos bekommen, kommen in die nächste Runde, ohne ein Spiel oder einen Kampf austragen zu müssen. Meist wird das Freilos wirklich ausgelost, also zufällig bestimmt, manchmal aber auch nach Stärke der Teilnehmer zugeteilt.
Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten, Freilose zu benutzen.
Man kann in jeder Runde, in der es eine ungerade Zahl von Teilnehmern gibt, ein Freilos vergeben, so dass es in jeder Runde maximal ein Freilos geben kann.
Im Extremfall führt das dazu, dass eine Mannschaft oder ein Teilnehmer noch im Halbfinale ein Freilos bekommt, wenn nur noch drei Teilnehmer im Turnier sind.
Üblich ist aber eine andere Vorgehensweise: In der ersten Runde werden so viele Freilose vergeben, dass die Zahl der Teilnehmer in der zweiten Runde eine Zweierpotenz ist. Das garantiert, dass der spätere Turnierverlauf nicht durch weitere Freilose verzerrt werden muss. Bei 26 Teilnehmern würden also 6 Freilose vergeben, damit in der zweiten Runde 16 Teilnehmer übrigbleiben (10 Sieger aus der ersten Runde der 20 Teilnehmer und die 6 Freilose).